Hast du auch schon einmal in den gängigen Ratgebern gelesen, wie du deinen Selbstwert endlich finden kannst, um aus dem Hamsterrad von noch mehr Leistung für mehr Wert auszusteigen? Ich habe einen guten Tipp für dich: Vergiss es!
Immer wieder stoße ich auf diverse Trainer und Coaches, die sich genau diesem Thema sehr intensiv widmen. Und alle haben die gleiche Lösung: Anstatt sich von anderen beurteilen zu lassen und sich immer mehr in’s Hamsterrad hineintreiben zu lassen, sollst du ab nun dir selbst den Wert geben. Was für eine „einfache“ Lösung. Der einzige Wert, der hier bedient wird, ist der Wert des Coaches oder Trainers, der für solche Tipps und deren Umsetzung auch gleich eine ganze Menge Geld verlangt.
In Wirklichkeit tust du damit nichts anderes als vorher. Der einzige Unterschied besteht darin, dass du dich nun selbst bewertest und dies nicht mehr den Anderen überlässt. Und das ändert in Wirklichkeit nicht viel. Du hast nämlich ganz tief in dir einen Kritiker, der sowieso genau dies immer getan hat. Nur dadurch warst du durch deine Außenwelt manipulierbar. Du hast es nur nie gemerkt, dass da ganz tief in dir ein Glaubensmuster gespeichert ist, das heißt: Ich bin nichts wert.
Die Lösung heißt viel mehr: Hör endlich auf damit zu werten! Hör auf damit, dich und alles in deiner Umgebung zu bewerten. Nur dadurch kannst du aus dem Hamsterrad aussteigen. Denn genau hier, in der Bewertung hat das Dilemma begonnen. Wer sagt dir denn, dass du überhaut einen Wert haben musst?
Hinterfrage doch einmal genau dieses Glaubensmuster. Was wäre, wenn niemand auf der Welt mehr danach trachten müsste, einen Wert zu haben? Wenn es endlich aufhören würde, dass du mehr Wert als der Andere haben musst. Was wäre, wenn es niemanden mehr gäbe, der dich oder irgend jemanden bewerten würde? Wenn du einfach nur das sein könntest, was du bist. Nämlich du selbst, so wie du bist, in jeder Stunde, in jeder Minute, in jeder Sekunde deines Lebens.
Du wärst so frei, wie du immer sein wolltest, wie jeder Mensch es gerne hätte. Jedes Kind ist so frei, zumindest so lange bis es begriffen hat, dass es im Außen bewertet wird. Und irgendwann beginnt es selbst, sich zu bewerten. Doch du hast die Wahl. Du kannst heute entscheiden, es anders zu tun. Es wird dir vielleicht nicht von heute auf morgen gelingen, und du wirst viel üben müssen. Üben, ganz bewusst wahrzunehmen, wann du dich bewertest, wann du Andere bewertest. Doch du wirt immer klarer werden, immer bewusster. Und das ist der Schlüssel.
Es gibt nichts zu tun. Lass einfach nur etwas weg, was du gelernt hast. Du brauchst keinen Wert!
Sei frei!
2. Dezember 2015 um 8:25
Eine wunderschöne Vorstellung, nicht nach dem Wert suchen zu müssen, nein, keinen Wert mehr zu brauchen. Gefällt mir. Die Welt der Erwachsenen ist eine Werte-Welt. Was nicht passt, ist falsch, was gefällt, ist richtig. Und deshalb haben wir einen Selbstwert, ob uns das gefällt oder nicht. Mein Lösungsansatz: Den Selbstwert erstmal herausfinden und akzeptieren. Denn wer sagt, dass es schlecht ist, wenn jemand aus unserer Sicht geringen Selbstwert hat? Ist es für denjenigen nicht auch vielleicht die liebenswürdige Art, nicht bei jeder Gelegenheit anzuecken? Kann es auch sein, dass gerade wegen dem geringen Selbstwert die offensive Haltung (also das Gegenteil vom eben Genannten) auch Triebkraft ist, sich zu entwickeln?
Ich selbst kenne viele Menschen, die andere nicht bewerten. Bewerten ist Vergleich und Vergleich ist der Anfang allen Zweifels.
In diesem Sinne, viel Denkstoff in Ihrem Artikel. Danke.
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2. Dezember 2015 um 17:55
Lieber Marco,
vielen Dank, dass du deine Gedanken mit mir teilst. Ich hatte früher einen ähnlichen Lösungsansatz 😉
Es stellt sich aber die Frage, wer in mir überhaupt entscheidet, dass ich einen geringen Selbstwert habe. Für mich ist es der Verstand, der hier die Wertung vornimmt. Dies ist allerdings nichts anderes als ein Gedankenkonstrukt, eine Illusion, nicht die Realität. Ja, wenn ich meinem Verstand glauben schenke, dann wird es für mich zur Realität, weil ich im Außen dann plötzlich lauter Dinge wahrnehme, die mir dies scheinbar bestätigen. Man nennt das auch selektive Wahrnehmung. Höre ich auf, diesem Gedanken, der ja nichts als Energie ist, glauben zu schenken, hört der Schmerz sofort auf. Ich dachte auch lange, dass ich den Schmerz als Triebkraft brauche um mich weiter zu entwickeln, und das ist auch bei ganz vielen Menschen so. Hört man aber auf, seinen Gedanken glauben zu schenken, und bleibt im Hier und Jetzt, dann passiert eine Entwicklung in viel rasanterem Tempo. Ich bin nämlich nicht mehr damit beschäftigt, gegen etwas anzugehen, was real gar nicht vorhanden ist, sondern kann meine ganze Energie dafür verwenden mit Freude und aus Neugier zu lernen. Und dann stellt sich die Erkenntnis ein, dass es gar keinen Wert gibt. alles Illusion. Dafür ist mein Verstand frei, sich mit den wirklichen Themen zu beschäftigen: Den Weg nach Hause zu finden, zu rechnen oder die Länge der Wand auszumessen, damit das neue Kästchen auch hineinpasst 😉
Deinen letzten Satz finde ich besonders schön 🙂
Viel Spaß noch beim Denken!
lg Petra
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